Sonntag, 12. Mai 2013

Nicht denken


Ich liege wach. Die Minuten werden immer länger und länger. Und ich habe Angst.

Ich habe es mir angewöhnt, mich tagsüber so gut es nur geht, abzulenken. Mir ist alles recht, das irgendwie meine Gedanken betäubt und die Panik unterdrückt. Je lauter, desto besser. Je unwichtiger, desto besser. Nichts, dem ich aufmerksam folgen muss, weil ich mich doch sowieso nicht konzentrieren kann.

Nur nicht denken.

Nicht denken.

Aber irgendwann kommt die Nacht und mit ihr kommen auch all die Gedanken zurück, die ich so mühevoll ausgeblendet habe. Und ich habe Angst, so viel Angst.

Vor allem seit ich die Tabletten abgesetzt habe, ist meine Angst vollkommen außer Kontrolle geraten. Ich fühle mich immer am Rand der totalen Panik, kurz vorm Zusammenbruch und kaum belastbar. Die Tage, an denen ich das Haus verlassen muss, sind unbeschreiblich anstrengend. Ich schwitze, mein Herz rast, ich kriege kaum noch Luft, mein Magen ist ein einziger schmerzhafter Knoten und es fällt mir schwer, die Tränen zurückzudrängen. Wenn ich nach Hause komme, ist mir vor Erschöpfung schwindlig und ich krieche sofort ins Bett. Im Bett fühle ich mich sicherer. Zumindest, solange ich die Gedanken ausschalten kann.

Wenn ich allein wach liege und mich nicht ablenken kann, ist es am Schlimmsten. Die Anspannung steigt und steigt und steigt. Tausend Dinge auf einmal, Angst im Bauch, Unruhe, Panik, Panik, PANIK.

Mir fällt kein Ausweg ein und ich fühle mich wie gefangen. Die Stunden verstreichen, ich bin immer noch wach und warte darauf, dass die Erschöpfung meinen Körper irgendwann doch noch abschaltet.

Es sind diese Momente, in denen ich am liebsten sterben will.

Ich denke daran, mir weh zu tun. Wenigstens schneiden, um die Anspannung loszuwerden.

Um einen Moment wieder atmen zu können.